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Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche FakultätWiSo T3 Schulung (de)

Innovationen sind auch im Homeoffice möglich

Aktuelle Ergebnisse einer Studie zu Kommunikationsmedien und kreativer Arbeit in virtuellen Teams

Bild von Student vor Laptop

Auch ohne persönliche Arbeitstreffen ist Kreativität möglich, wenn die richtigen Kommunikationsmedien gewählt werden – das hat eine Untersuchung von Wirtschaftswissenschaftlern der Leibniz Universität Hannover und der WiSo-Fakultät der Universität zu Köln ergeben.

Wer kann, arbeitet aufgrund der Coronakrise seit Wochen im Homeoffice statt im Büro. E-Mails, Telefonate, Videokonferenzen müssen Arbeitstreffen und den persönlichen Austausch ersetzen. Wie wirkt sich dies auf die Kreativität in Teams aus? Kann Heimarbeit Innovationen hervorbringen?

Fragen, mit denen sich auch die Wissenschaftler*innen der Key Research Initiative „Design & Behavior“ der WiSo-Fakultät beschäftigen. Gemeinsam mit Kolleg*innen des Instituts für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover haben WiSo Wissenschaftler um Professor Bernd Irlenbusch den Zusammenhang von Innovationen und Kommunikationsbmedien in virtuellen Teams untersucht. Erste Ergebnisse sind nun als Diskussionspapier des IZA – Institute of Labor Economics veröffentlicht.

„Die Voraussetzungen für Innovationen in Teams, in denen jeder von zu Hause arbeitet, sind nicht unbedingt schlechter als in Teams mit persönlichem Kontakt. Wichtig ist, dass die richtigen Kommunikationsmedien gewählt werden“, fasst Professor Irlenbusch, Leiter des Seminars für Unternehmensentwicklung und Wirtschaftsethik der Universität zu Köln, die Ergebnisse zusammen.

Ausgangspunkt der Untersuchung war die Annahme, dass Kreativität heute vor allem in Teamarbeit entsteht, also wenn Menschen zusammenkommen, sich austauschen, die Gedanken fließen lassen, wenn ein Arbeitsschritt nahtlos in den nächsten greift. Wenn die Teammitglieder räumlich distanziert von zuhause aus tätig sind, kann gerade diese Zusammenarbeit leiden.

In einer experimentellen Studie verglichen die Wissenschaftler*innen der Universitäten in Hannover und Köln die persönliche Kommunikation mit der Kommunikation per Videokonferenz und per Chat. Das experimentelle Design ahmt die Ideengenerierungsphase eines Innovationsprozesses nach. Die Aufgaben einzelner Teammitglieder hängen dabei stark voneinander ab und einzelne Teammitglieder können alleine kaum etwas erreichen. Kreativität verglichen die Forscher*innen durch eine Aufgabenstellung, in der die Studienteilnehmer*innen selbstgewählte Begriffe durch Illustrationen veranschaulichten – bewertet wurden Einzigartigkeit, Nützlichkeit und der ästhetische Wert der Ergebnisse.

Videokonferenz kann persönliche Kommunikation ersetzen

„Wir liefern Belege dafür, dass die kreative Leistung bei der Chat-Kommunikation erheblich geringer ist als bei der persönlichen Kommunikation“, sagt Marina Schröder, Professorin am Institut für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover und betont: „Dies ändert sich jedoch offenbar bei der Kommunikation per Videokonferenz, bei der der Unterschied zur persönlichen Kommunikation nicht signifikant ist.“

Unterschiede zwischen persönlicher Kommunikation und Videokonferenz auf der einen Seite und Chat auf der anderen Seite zeigten sich vor allem bei der Nützlichkeit der in den Teams erzielten Ergebnisse. „Die Untersuchung zeigt, dass der Anteil exzellenter Ideen, auf die es bei Innovationen besonders ankommt, in Videokonferenzen und bei persönlichen Treffen deutlich größer ist als bei der Chat-Kommunikation“, fasst Bernd Irlenbusch zusammen.

Die Wissenschaftler*innen empfehlen auf Basis ihrer Untersuchung, den Einsatz von Videokonferenzen zu fördern, wenn Innovationen das Ziel sind. Dadurch könnten negative Auswirkungen der virtuellen Zusammenarbeit – während der Coronakrise und darüber hinaus – abgemildert werden.